Stress messen und vermeiden
Stress ist im Berufsleben hin und wieder unvermeidbar. Übersteigt der Stresspegel jedoch dauerhaft ein gewisses Maß, macht er krank. Im schlimmsten Fall droht der Burnout. An welchen Alarmzeichen erkennen Führungskräfte, dass etwas getan werden muss? Arbeits- und Personalpsychologin Veronika Jakl liefert Antworten auf diese Frage.
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Stress hat viele Gesichter: Ermüdung, Frustration und Leistungsschwankungen. Machen sich diese Symptome bei einem Mitarbeiter bemerkbar, ist es höchste Zeit zu handeln. Aber im Arbeitsalltag sind Kollegen oder Führungskräfte jedoch allzu oft betriebsblind. Vorgesetzte bekommen kein regelmäßiges Feedback zu den Arbeitsbedingungen und sind in arbeitsreichen Zeiten oft nicht sensibel genug für die Belastungen der Mitarbeiter.
Bei folgenden Alarmzeichen sollten Vorgesetzte jedoch hellhörig werden:
Diese Anzeichen sind auch von betriebswirtschaftlicher Bedeutung – sie kosten direkt und indirekt Geld: Fehlzeiten verringern die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Fluktuation verursacht Kosten im Recruiting. Auch die scheinbar nicht betroffenen Teammitglieder werden durch Arbeitsunfälle, Ausfälle von Kollegen oder Kündigungen in ihrer Tätigkeit beeinträchtigt: sie fühlen sich unwohler am Arbeitsplatz, erleben Ablenkung und müssen ein zusätzliches Arbeitspensum erfüllen.
Zeigen sich über einen längeren Zeitraum Symptome, die auf keine erkennbaren äußeren Umstände wie beispielsweise eine Grippewelle zurückzuführen sind, sollte eine professionelle Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz veranlasst werden.
Es gibt vier große Bereiche, die Unzufriedenheit und Stress in der Arbeit auslösen können:
Aber wie kann man diese Faktoren wirklich erfassen?
Eine Möglichkeit ist Experten – also Arbeitspsychologen – dafür einzusetzen, die die Arbeitnehmer, ohne zu stören, bei den Tätigkeiten am Arbeitsplatz beobachten. Dabei benutzen sie wissenschaftlich fundierte Checklisten und klären zum Beispiel ab, ob die Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz passen, ob die Verantwortungsbereiche klar geregelt sind und ob Kritik sachlich geäußert wird. So werden die vier Faktoren systematisch in all ihren Facetten überprüft.
Eine gute Evaluierung dieser Aspekte kann jedoch nicht ausschließlich mit Beobachtung erfolgen. Alle Arbeitnehmer haben auch individuelle Wünsche und Ansprüche an ihre Arbeitswelt. Diese können bei Befragungen einfließen oder auch bei systematischen Gruppendiskussionen offen gelegt werden. Auch Betriebsrat, Arbeitsmediziner und die Führungskräfte kommen bei professionellen Messungen zu Wort.
Idealerweise werden bei der Evaluierung von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz unterschiedliche Messmethoden eingesetzt. So gibt es die “objektive” Meinung der Experten und die Ansichten der Personen im Unternehmen selbst. Diese Sichtweisen ergeben zusammen ein ganzheitliches Bild des Unternehmens.
Maßnahmen zur Stressreduktion
Auf dieser Grundlage können Maßnahmen zur Stressreduktion und Arbeitsoptimierung geplant werden. Auch dies geschieht am besten in einer Gruppe von unterschiedlichsten Personen: alle Hierarchieebenen, alle Abteilungen und Tätigkeitsfelder, alle Altersstufen. So können hilfreiche Maßnahmen geplant und gesetzt werden, die im Rahmen der (oft begrenzten) vorhandenen Ressourcen möglich sind.
Die Autorin Mag.a Veronika Jakl ist selbstständige Arbeits- und Personalpsychologin. Sie begleitet Firmen bei Veränderungen, führt Arbeitsplatzevaluierungen durch und bietet Seminare an für Führungskräfte und HR-MitarbeiterInnen. www.veronikajakl.at |