Bewerben auf Führungspositionen
Auch auf Chefpositionen muss man sich bewerben. Das ist für gestandene Führungskräfte kein Selbsläufer und schon gar nicht für Menschen, die eine Führungsposition anstreben.
Von Doris Brenner
Sie wollen etwas bewegen, Verantwortung übernehmen und Ihre zahlreichen Ideen mit einem Team von Mitarbeitern erfolgreich umsetzen. Dann werden Sie sich vorzugsweise auf Führungspositionen bewerben.
Führungskräfte müssen begeistern können
Wer sich als potenzieller Kandidat für eine Führungsposition qualifizieren möchte, sollte Menschen für sich und seine Ideen gewinnen und seine eigene Begeisterung auch auf andere übertragen können. Es reicht also nicht, ein ausgewiesener Experte auf seinem Fachgebiet zu sein.
Bei Führungspositionen kommt es sehr stark auf die Persönlichkeit an. Daher wird im Zuge des Auswahlprozesses für Führungskräfte besonders auch auf überfachliche Kompetenzen und Fähigkeiten geachtet.
Führungserfahrung deutlich herausarbeiten
Bei Ihrer Bewerbung auf eine Führungsposition sollten Sie Ihre einschlägige Erfahrung anschaulich herausarbeiten und anhand von konkreten Beispielen belegen. Das ist am einfachsten, wenn Sie bereits in der Vergangenheit auf einer vergleichbaren Führungsposition tätig waren. Zeigen Sie dem zukünftigen potenziellen Arbeitgeber, dass Sie mit den Anforderungen einer solchen Position vertraut sind und diese erfolgreich schon in unterschiedlichen Situationen gemeistert haben.
Hierbei ist auch wichtig deutlich zu machen, in welcher “Liga” Sie gespielt haben. So macht es einen wesentlichen Unterschied, ob Sie bisher als Vertriebschef deutschlandweit die Verantwortung für acht Regionalleiter und über 100 Außendienstmitarbeiter getragen haben, oder als Bezirksleiter Ihnen zwei Mitarbeiter unterstellt waren.
Führungspotenzial aufzeigen
Sofern Sie bisher nicht in einer klassischen Führungsposition tätig waren und sich erstmalig auf eine solche bewerben, sollte auf jeden Fall erkennbar werden, dass Sie entsprechendes Potenzial besitzen. Dieses können Sie zum einen über Engagement im außerberuflichen Bereich belegen. Haben Sie bereits Erfahrung als Jugendleiter, Studentenvertreter oder als Mannschaftsführer im Sport? Auch die Funktion eines Projektleiters, der zwar nicht disziplinarisch aber fachlich sein Projektteam führt, kann hier Ansatzpunkte bieten.
Wichtig ist dabei immer, dass Sie konkrete Situationen beschreiben können, in denen Sie Führungsstärke bewiesen haben. Wo ist es Ihnen gelungen, Menschen zu motivieren? Konnten Sie andere von Ihrer Meinung überzeugen? Haben Sie andere für Ihre Vision begeistern können, so dass diese Sie darin unterstützt haben?
Intern für Führungsnachwuchspools qualifizieren
Wenn Sie in Ihrem bisherigen Unternehmen die Übernahme einer Führungsposition anstreben, ist es sehr vorteilhaft, bereits im Rahmen der Personalentwicklung in einen Führungsnachwuchspool aufgenommen zu werden. Wer einem solchen Kreis angehört, steht im besonderen Blickpunkt, wenn nach potenziellen Kandidaten für eine vakante Führungsposition Ausschau gehalten wird. Im Rahmen dieser Förderpools werden auch speziell Schulungen rund um das Thema Führung angeboten, die das theoretische Rüstzeug für eine zukünftige Führungsaufgabe liefern.
Ferner besteht häufig die Möglichkeit, im Rahmen des Nachwuchsförderprogramms erste praktische Führungserfahrung in kleineren Projekten zu sammeln oder stellvertretend eine Führungsaufgabe zu übernehmen. Damit können sowohl Unternehmen als auch der Kandidat selbst bereits frühzeitig erkennen, ob eine Führungslaufbahn wirklich die sinnvolle weitere Entwicklung darstellt oder eine Fachlaufbahn die bessere Alternative ist.
Souveräner Umgang mit Personalberatern und Headhuntern
Führungspositionen werden überproportional häufig mittels Personalberatern und Headhuntern besetzt. Sie sollten daher einen sicheren Umgang mit diesen Interviewprofis üben. Das beginnt bereits beim Telefoninterview, das sehr häufig bei Personalberatern die erste Auswahlhürde darstellt. Dabei sollten Sie eine gut vorbereitete Kurzpräsentation im Kopf haben, mit der Sie Ihre Qualifikation für die vakante Position prägnant darlegen können.
Seien Sie sich bewusst, dass der Personalberater auf die von Ihnen genannten Argumente angewiesen ist, wenn er Sie seinem Kunden als interessanten Kandidaten vorschlagen möchte. Hier können Sie also bereits “live” zeigen, ob es Ihnen gelingt, jemanden von Ihren Stärken zu überzeugen.
Auf Assessment Center vorbereitet sein
In zahlreichen Unternehmen werden Führungspositionen – ganz gleich ob es sich um interne oder externe Kandidaten handelt – nur nach erfolgreichem Durchlaufen eines Assessment Centers besetzt. Das Assessment Center ist ein verhaltensbezogenes Beurteilungs- und Auswahlverfahren, bei dem Kandidaten in berufsrelevanten Situationen beobachtet und beurteilt werden. Bei der Besetzung von Führungspositionen werden daher insbesondere Situationen gewählt, die den Umgang mit Mitarbeitern im Fokus haben.
Das Führen von Konfliktgesprächen, die Leitung von Teammeetings oder auch Zielvereinbarungsgespräche sind dabei sehr häufig zu meistern. Daneben werden Belastbarkeit, strategisches Denken und konzeptionelle Fähigkeiten in den Übungen bei der Besetzung von Führungspositionen besonders intensiv unter die Lupe genommen. Eine intensive Vorbereitung auf diese Verfahren mittels Literatur (zum Beispiel: Assessment Center, inklusive Internetworkshop bei Amazon) inklusive praktischer Übungen oder auch eines gezielten Trainings ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Ein gutes Netzwerk ist förderlich
Je verantwortungsvoller die Position im Unternehmen ist, auf die Sie sich bewerben, umso wichtiger wird es auch sein, dass Sie über ein solides Netzwerk verfügen. Dies gilt insbesondere für Vertriebspositionen, wo bereits vorhandene Kundenkontakte aus der Branche einen entscheidenden Wettbewerbsvorsprung bringen.
Aber auch Mitgliedschaften in Verbänden und Arbeitskreisen signalisieren, dass Sie sich über das normale Maß hinaus beruflich engagieren und dadurch auch für Ihre zukünftige Tätigkeit im Unternehmen besonders wertvoll sein werden. Gleiches gilt für Fachpublikationen oder Referententätigkeiten auf Tagungen und Kongressen. Zeigen Sie, dass Sie in der Szene etwas zu sagen haben und Ihre Meinung auch gefragt ist.
Referenzen sehr erwünscht
Wenn Unternehmen Führungspositionen zu besetzen haben, steht die Reduzierung des Risikos noch weit mehr im Mittelpunkt als bei sonstigen Positionen. Schließlich sind Führungspositionen mit einer sehr hohen unternehmerischen Verantwortung gekoppelt und haben auch unter strategischen Gesichtspunkten besonders Gewicht. Dies ist nicht zuletzt ein Grund, warum hier besonders häufig die Expertise von Personalberatern gefragt ist oder Assessment Center zum Einsatz kommen. Neben diesen beiden Elementen sind insbesondere Referenzen von zentraler Bedeutung. Während die Aussagequalität von Zeugnissen nur sehr begrenzt ist, wird den Angaben von Referenzgebern eine wesentlich höhere Verlässlichkeit zugemessen.
Überlegen Sie sich also im Vorfeld einer Bewerbung, wer als Referenzgeber in Frage kommt. Das können ehemalige Chefs, Kunden, Mitarbeiter oder auch Geschäftspartner sein. Besonders wirkungsvoll sind natürlich Personen, die zu der angestrebten Branche oder Funktion einen direkten Bezug haben oder insgesamt eine hohe Reputation genießen. Wichtig ist, dass Sie diese Personen vorab ansprechen und deren Zustimmung für eine entsprechende Nennung einholen. Die Referenzgeber können Sie sowohl bereits in Ihren Bewerbungsunterlagen als auch zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen des Auswahlprozesses nennen.
Im Vorstellungsgespräch punkten
Wenn Sie es bis ins Vorstellungsgespräch geschafft haben, erstmal herzlichen Glückwunsch. Nun haben Sie die Möglichkeit, im direkten Kontakt zu zeigen, dass Sie der/die richtige Kandidat/ in für die Position sind. Ihre Souveränität in der Beantwortung von Fragen, Ihre anschaulichen Beispiele aus erfolgreichen Führungssituationen aber auch die Art und Weise, wie es Ihnen gelingt, sich auf die Gesprächspartner einzustellen, werden nun entscheidend sein. Indem Sie sich und Ihre Fähigkeiten selbstbewusst – hiermit ist nicht arrogant gemeint – präsentieren geben Sie Ihrem Gegenüber das Gefühl, auch die Interessen des Unternehmens in der Zukunft erfolgreich vertreten zu können.
Seien Sie authentisch und unterschätzen Sie gerade bei der Besetzung von Führungspositionen nicht auch den Sympathiefaktor, der in die Auswahlentscheidung einfließen wird. Letztendlich wird auch die Qualität Ihrer Fragen einen Rückschluss auf Ihre Qualifikation geben. “Welche Erwartungen haben Sie an mich?” “Was ist Ihnen im Hinblick auf die weitere Ausrichtung der Stelle besonders wichtig?” Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für mich mit Übernahme der Position?” Dies sind Fragen, die deutlich machen, dass Sie mit Ihren Gedanken nach vorne ausgerichtet sind, sich bei der Erreichung der Unternehmensziele einbringen möchten und die Wünsche und Interessen Ihrer Vorgesetzten ernst nehmen.
Zum Schluss: Seien Sie sich bewusst, dass Sie das Vorstellungsgespräch durch Ihre eigenen Fragen und Ihre Antworten auf Fragen sehr stark mit gestalten können. Beweisen Sie nicht zuletzt durch Ihre Gesprächsbeteiligung, dass Sie Themen und Prozesse aktiv mit gestalten können. Eine wichtige Arbeitsprobe für eine erfolgreich Führungskraft.
ist freie Beraterin mit den Schwerpunkten Personalentwicklung und Karriereberatung. Ihre Veröffentlichungen zu den Themen Bewerbung, Testverfahren, Berufsplanung und Arbeitstechniken sind in einer Gesamtauflage über 600.000 Exemplaren erschienen.
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