Gehaltsreport IT

Die Gehälter in der IT-Branche klaffen weit auseinander. Je nach Fachgebiet, Position und Ausbildung variiert die Bandbreite zwischen mehreren tausend Euro im Jahr.

Peter König* stammt eigentlich aus Kärnten. Nach Wien verschlug es ihn für ein Studium der Informatik. Er absolvierte drei Semester an der Technischen Universität mit durchaus gutem Erfolg, dann kamen finanzielle Verlockungen: “Ich habe einen Job als Software-Entwickler in einer Internetagentur angenommen, erst auf Stundenbasis. Das war die ideale Nebenbeschäftigung für einen Studenten und auch ganz gut bezahlt.”

Studium oder kein Studium?

Mit der Zeit wurde Peter Königs Rolle im Unternehmen aber immer wichtiger. Ein attraktives Jobangebot führte dazu, dass er sein Studium nach etwa fünf Semestern an den Nagel hing und begann, ganztägig für die Agentur zu programmieren. Das war vor drei Jahren.

Heute verdient Peter König “so in etwa 35.000 Euro im Jahr” und ist nach eigenen Aussagen zufrieden mit seiner Entscheidung. “Hätte ich mein Studium abgeschlossen, würde ich auch nicht mehr verdienen”, meint er und führt einen Kollegen mit Informatik-Diplom als vermeintlich seriösen Beleg dafür an.

Akademiker haben bessere Gehaltsaussichten

Peter König mag richtig liegen, wenn es um sehr kleine Unternehmen geht; seine Internetagentur hat sechs fest angestellte Mitarbeiter und eine Hand voll Freelancer. Insgesamt irrt sich der Programmierer allerdings, denn eine fundierte Ausbildung mit Abschluss lohnt sich finanziell in der IT-Branche sehr deutlich.

Wie viel man in der IT-Branche verdient, geht aus einer Gehaltsstudie der Unternehmensberatung Kienbaum hervor. Die Zahlen: Universitätsabsolventen der Fachrichtung Informatik können mit einem Master-Abschluss oder einem äquivalenten Diplom im Schnitt mit einem Einstiegsgehalt von 35.300 Euro pro Jahr rechnen.

Große Gehaltsunterschiede je nach Aufgabengebiet

Master oder Magister derselben Fachrichtung von Fachhochschulen verdienen durchschnittlich 34.700 Euro im ersten Dienstjahr. Wer sich mit einem Informatik-Bachelor von einer Uni in die Arbeitswelt stürzt, der kann im Schnitt immerhin noch 33.200 Euro erwarten. Diese Zahlen beziehen sich auf Jahresbruttogehälter ohne den Sozialversicherungsbeitrag des Arbeitgebers. Sie wurden für die Studie “Führungskräfte in Österreich” erfasst, wie Maria Smid vom Kienbaum Büro in Wien erklärt.

Bei Gehältern in der IT Branche können Durchschnittswerte oft irreführend sein, ergänzt Smid. “Es gibt große Gehaltsunterschiede je nach Aufgabengebiet. Bedingt vor allem durch die hohe Nachfrage sind SAP Spezialisten im Spitzenfeld, gefolgt von Java Programmierern.” Mit dem Kollektivvertrag komme man in der IT Branche jedenfalls nicht weit. Tatsächliche Gehälter liegen fast immer deutlich über den Mindeststandards, die der KV vorgibt.

Relativ einheitliche Einstiegsgehälter

Das betrifft aber vor allem erfahrene Mitarbeiter, die Einstiegsgehälter sind noch relativ einheitlich: “Typischerweise schlagen IT-Spezialisten eine Expertenlaufbahn ein. Führungskarrieren kommen auch vor, dann aber meist im EDV Bereich, beispielsweise als Leiter der entsprechenden Abteilung. Eher selten sind sie als Geschäftsführer tätig.” Spezialisten mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung würden üblicherweise pro Jahr etwa 45.000 bis 70.000 Euro brutto verdienen.

Aber auch diese Statistik ist mit Vorsicht zu genießen: So berücksichtigen die höheren Einkommenskategorien praktisch nur große Unternehmen. Peter Königs kleine Internetagentur wird natürlich nie Bedarf für einen IT-Abteilungsleiter haben, entsprechend eingeschränkt sind seine Perspektiven auf einen Aufstieg oder mehr Gehalt.

Große Unternehmen, große Entwicklungsmöglichkeiten

In großen Unternehmen finden IT-Spezialisten dagegen viel mehr Entwicklungsmöglichkeiten und werden meistens auch besser bezahlt. Mit dem IT-Abteilungsleiter ist dann aber fast immer Schluss. Eine “gläserne Decke” sieht auch Maria Smid bei vielen IT-Fachkräften nach etwa sieben Jahren im Beruf erreicht.

Wer es als IT-Spezialist aber in die Führungsebene eines Unternehmens schafft, der darf sich über Spitzengagen freuen. Die Kienbaum Studie weist Jahresbruttogehälter für Führungskräfte mit Informatik-Studium aus: 89.000 Euro in der dritten Ebene, 141.000 Euro in der zweiten und 232.000 Euro in der ersten Ebene von Führungskräften.

Der Blick in den Kollektivvertrag lohnt sich

Damit liegen Informatiker in der ersten und zweiten Ebene leicht unter dem Durchschnitt von Führungskräften aus allen Fachrichtungen, Führungskräfte der dritten Ebene verdienen mit einem Informatikstudium dagegen mehr als der Durchschnitt aller gleichrangiger Kollegen.

Maria Smid verweist darauf, dass die Stellen immer weniger werden, je höher man in der Hierarchie aufsteigt. Das gilt für IT-Spezialisten, die oft relativ starr die “Expertenschiene” befahren müssen noch mehr als für andere Arbeitnehmer. Peter König ist dies entgangen, da es außer dem Eigentümer der kleinen Agentur in seinem Unternehmen keine echten Führungskräfte gibt.

IT-Spezialisten können den relevanten Kollektivvertrag (KV) übrigens über die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) ermitteln und sich dazu auch beraten lassen. Spätestens nach ein oder zwei Jahren im Beruf dürften aber das knappe Angebot an IT-Fachkräften und die relativ hohe Nachfrage das Gehalt spürbar über die im “KV” vorgesehene Progression hinaus treiben.

(Benedikt Mandl / Bild:  Frédéric Prochasson, Fotolia.com)


*Name von der Redaktion geändert