Gewinn- und Kapitalbeiteiligung

Unternehmer schätzen sie als Werkzeug zur Mitarbeitermotivation: Finanzielle Beteiligungen am Unternehmensgewinn sollen die Identifikation mit dem Arbeitgeber stärken, zu mehr Leistung motivieren und steuerlich günstiger sein, als das reguläre Gehalt.

Mitarbeiterbeteiligungen sind längst nicht mehr ungewöhnlich: Immerhin sechs Prozent aller Unselbstständigen stehen hierzulande im Genuss eines Beteiligungsprogramms. Damit liegt Österreich im internationalen Vergleich ungefähr im Mittelfeld und gleichauf mit Ländern wie Deutschland, Belgien oder Dänemark.

Mittelstand hat Nachholbedarf

Deutlich beliebter sind Mitarbeiterbeteiligungen in Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder den Niederlanden: Bis zu 30 Prozent aller Beschäftigten sind dort am Unternehmenserfolg direkt beteiligt. Davon ist Österreich weit entfernt und ein kritischer Blick auf die Statistik enthüllt einen weiteren Haken.

Von den 160.000 Nutznießern der heimischen Mitarbeiterbeteiligungen entfallen etwa 100.000 auf Großunternehmen. Viel wichtiger wäre in Österreich aber das Segment der Kleinen und Mittelständischen Unternehmen (KMUs), in denen viel mehr Menschen beschäftigt sind. Dort sind aber insgesamt nur etwa 60.000 Mitarbeiter an Gewinnen beteiligt.

Gewinn- und Unternehmensbeteiligungen

Was aber heißt “Mitarbeiterbeteiligung” konkret? Allgemein unterscheidet man zwischen Gewinnbeteiligungen und Unternehmensbeteiligungen. Während erstere als Boni jedes Jahr beschlossen, an Bilanzkennzahlen gekoppelt oder über Stiftungsmodelle ausgezahlt werden, sind letztere etwas komplexer geregelt. Aktien, Stock Option Pläne oder stille Teilnehmerschaften sind eigentlich nur im höheren Management und hier bei Großunternehmen üblich.

Eine direkte Beteiligung für alle Mitarbeiter kommt am ehesten über Stiftungen in Frage. Solche Stiftungen schütten Gewinne direkt aus, ohne einzelne Arbeitnehmer als Personen unmittelbar am Unternehmen zu beteiligen. Welches Modell letztlich gewählt wird, hängt nicht nur von der Größe der Unternehmen ab – sondern ganz maßgeblich auch von der Unternehmenskultur. Der Trend geht in Österreich aber klar zu mehr Mitarbeiterbeteiligung.

Trend zu Offenen Gesellschaften

Besonders offen sind Betriebe in innovativen und kreativen Branchen: IT, Kommunikation, Werbung. Wo lange “Ich-AGs” oder “Ein-Personen-Unternehmen” (EPUs) dominierten, lässt sich ein neuer Trend zu Offenen Gesellschaften (OGs) oder Netzwerken von Einzelunternehmen erkennen. In dieser extremsten Form der Beteiligung sind alle Mitarbeiter auch Gesellschafter – in der Regel aber nicht viele.

“Die Erfahrungen mit Mitarbeiterbeteiligungen sind durchwegs positiv”, erfährt man auf Anfrage von der “Plattform Mitarbeiterbeteiligung”, die von Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer Österreich gemeinsam getragen wird. In einer Studie zum Thema Beteiligungen, die von der Fachhochschule Niederösterreich angefertigt wurde, gaben 80 Prozent der befragten Betriebsräte und Unternehmen an, dass sie ihr jeweiliges Beteiligungsmodell sofort wieder führen würden.

Kein automatisches Lohnzuckerl

Allerdings zeigte das Krisenjahr 2009 auch, dass eine Mitarbeiterbeteiligung kein automatisches “Lohnzuckerl” ist: Gehen die Gewinne eines Unternehmens stark zurück, so kann auch die Beteiligung wegschmelzen. Was bleibt, ist ein oft vergleichsweise niedriges Grundeinkommen ohne Bonus. “Zum Arbeitsplatz- und Einkommensrisiko kommt bei einer Beteiligung auch das Vermögensrisiko dazu”, erklärt die Plattform Mitarbeiterbeteiligung. So viel  zu den finanziellen Aspekten.

Wer an einem Unternehmen beteiligt ist, will nicht selten auch Mitbestimmung. Bei KMUs ist das meistens nicht praktikabel, weshalb Beteiligungen hier fast immer in Form von stillen Teilnehmerschaften vergeben werden. Aber sogar in dieser Konstellation sind Transparenz und eine offensive Kommunikation wichtig – was vielen Unternehmern in kleinen Betrieben widerstrebt. “Wer zahlt, schafft an” ist noch viel zu oft die Devise in Österreich. Das geht nicht selten zu Lasten motivierter Mitarbeiter. Und die könnten hierzulande schon in den nächsten Jahren knapp werden. Ein weiterer Grund, weshalb der Trend zu Mitarbeiterbeteiligungen noch lange nicht vorbei sein wird.