Ingenieure heiß begehrt

Techniker wurden bis vor zwei Jahren von der Uni weg regelrecht verschleppt. Und auch heute, da Österreich wieder mit spürbarer Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat, sind Techniker unverändert heiß begehrt. Schlägt sich ihre Popularität auch auf die Gehälter nieder?


Hier gilt es zu differenzieren. Nimmt man IT-Ingenieure aus der Statistik heraus um die Analyse auf "traditionelle" Technikstudien zu beschränken, so fällt auf, dass sich die Zahlen kaum verändern: "Einstiegsgehälter von Absolventen der Ingenieurwissenschaften sind gleich wie für solche der Informatik", erklärt Maria Smid von der Unternehmensberatung Kienbaum, die Trends bei Gehältern erfasst und darüber Berichte veröffentlich.

Hoher Bedarf an "einfachen" Technikern

Die aktuelle Vergütungsstudie für "Führungskräfte in Österreich" weist Technikern ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von 33.200 Euro (Jahresbruttolohn) für einen Bachelor, 34.700 Euro für einen Master von Fachhochschulen und 35.300 Euro im Jahr für einen Master oder Diplomingenieur einer Universität.

Auffallend an diesen Durchschnittswerten ist unter anderem, dass alle drei Ausbildungsniveaus relativ nahe beieinander liegen – hier spiegelt sich ein besonders hoher Bedarf für "einfachere" Techniker wieder, die vor allem in der Produktion tätig sind.

Nachfrage nach Spezialisten

Maria Smid zieht einen Vergleich zu Naturwissenschaftern, die mit durchschnittlichen Jahresbruttogehältern von 29.100 Euro (Bachelor), 31.500 Euro (Master einer Fachhochschule) und 31.900 Euro (Master einer Universität) deutlich schlechter verdienen. "Der Unterschied erklärt sich vor allem dadurch, dass die Naturwissenschaften eher Grundlagenforschung betreiben oder zumindest diesen Ruf haben, wohingegen Techniker in angewandter Forschung trainiert werden."

Daher, so Smid, seien Ingenieure in der Industrie deutlich beliebter. Vor allem Großunternehmen versuchen mit viel Aufwand, Studierende schon an den Universitäten zu rekrutieren. "Die Nachfrage nach Spezialisten vor allem in Bereichen wie Anlagenbau oder Werkstoffe bleibt stabil hoch. Naturwissenschaften und Technik sind sehr oft Trittbretter für Expertenkarrieren", so Maria Smid.

Gute Gehaltsentwicklung

Im Laufe ihrer Tätigkeit entwickeln sich Ingenieure im Vergleich  zu anderen Fachkräften deutlich besser: Als Führungskräfte der dritten Ebene verdienen Techniker ein durchschnittliches Jahresbruttogehalt von 95.000 Euro (Durchschnitt aller Fachrichtungen: 92.000), in der zweiten Ebene 152.000 Euro (Durchschnitt: 138.000), in der ersten Ebene gar stolze 262.000 Euro (Durchschnitt: 246.000).

Diese Statistik muss aber kritisch interpretiert werden: Zum einen wurden die Zahlen ausschließlich für Techniker erfasst, die auch eine fundierte wirtschaftliche Ausbildung wie etwa einen MBA hatten. Zum anderen werden Techniker vor allem in Kleinen und Mittelständischen Unternehmen (KMUs) kaum Möglichkeiten finden, in eine Managementposition aufzusteigen, da sie vor allem für Expertenlaufbahnen eingesetzt werden. Das heißt, dass insgesamt nur wenige Techniker den Sprung in die Chefetagen schaffen.

Ingenieure im Management

Wer Manager wird, der ist sehr oft kein "reiner" Ingenieur: "Besonders gefragt sind Führungskräfte mit einer soliden technischen Ausbildung in Verbindung mit einer Ausbildung in Wirtschaft oder Unternehmensführung. Diese Kombination gehört zu den gefragtesten am Arbeitsmarkt überhaupt und bietet auf allen Führungsebenen hervorragende Möglichkeiten", meint Maria Smid.

"Die fehlende wirtschaftliche Ausbildung wird oft in einem Zusatzstudium angeeignet, da eine technische Ausbildung fundiert sein muss." Eine wirtschaftliche Ausbildung könne jedoch selektiv durch Schwerpunktsetzungen wesentlich leichter nachgeholt werden.

Bedeutung von Fremdsprachen

Die Bedeutung von Fremdsprachen, wirtschaftlichem Verständnis und Sozialkompetenz sollten Techniker auf keinen Fall unterschätzen. Auch wenn ein Technikstudium allein völlig ausreichend sein mag, um einen gut bezahlten Arbeitsplatz zu finden: Spreu und Weizen trennen sich in der Privatwirtschaft erst dann, wenn die Kernkompetenz Technik um einen breiteren Zugang und durch "soft skills" ergänzt wird.

Laut Maria Smid seien derzeit etwa Techniker im Außendienst besonders gefragt. In diesem Bereich seien Fremdsprachen und Verkaufstalent oft unerlässlich. "Englisch wird jedoch in vielen technischen Ausbildungen nicht oder nur marginal forciert. Und Verkaufstalent ist manchmal schwierig zu vereinbaren mit einer Technik-affinen, analytischen Persönlichkeit", meint Smid. Das schlägt sich dann auch in einem geringeren Gehalt nieder.

Zusatzausbildungen rechnen sich

Magda Bleckmann ist Karrierecoach im traditionell "technischen" Graz. Auch sie rät zu Zusatzausbildungen und empfiehlt, sich vorher professionell beraten zu lassen: Eine Wirtschaftsausbildung, Fremdsprachen und Coaching in sozialen Bereichen wie etwa im Verkauf können ja kaum neben einem vollwertigen Technikstudium absolviert werden.

Wichtig sei es laut Bleckmann aber generell, selbst aktiv zu werden: "Wenden sie sich an den Personalentwickler im Unternehmen oder an einen Karrierecoach; schreiben sie Fachartikel; leiten sie gute Ideen an das Management oder den Eigentümer weiter." Als Techniker solle man sichtbar werden, so Bleckmann.

Netzwerke bemühen

Für Karriere und Gehalt besonders nützlich seien Netzwerke von Mentoren, aber auch die Fähigkeit, andere Menschen zu begeistern und zu führen. Wem das Talent dafür fehlt, der solle Schulungen besuchen – oder sich die entsprechenden Verhaltensweisen von Vorgesetzten "abschauen".

(Benedikt Mandl / Bild: Artmann Witte, Fotolia.com)