Das El Dorado der Arbeitnehmer

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Maschinenbau-Ingenieure gehören auf dem Arbeitsmarkt zu den gefragtesten Berufsgruppen. Diese für Bewerber komfortable Situation wird sich in Zukunft kaum ändern.

 

 

 

Sie leben im El Dorado der Arbeitnehmer: Unternehmen suchen händeringend nach Personal, und Bewerber haben die Qual der Wahl zwischen verschiedenen interessanten Positionen: Maschinenbau-Ingenieure gehören derzeit zu den Gewinnern am Arbeitsmarkt – in der ohnehin stark gesuchten Berufsgruppe der Ingenieure stehen sie mit den Elektrotechnikingenieuren ganz weit oben auf der Liste der besonders gefragten Qualifikationen. "Besonders schwer bei der Besetzung von Stellen tun sich Unternehmen, die einen Standortnachteil haben oder Gehälter zahlen, die unter den marktüblichen liegen. Aber auch Unternehmen, die das Employer Branding noch immer vernachlässigen, haben Probleme", sagt Richard Sepp, Geschäftsleiter des Standortes München-Riem bei der Personalberatung Personal Total.

Arbeitsmarktzahlen stimmen positiv

Der Bedarf an Maschinenbau-Ingenieuren hat sich nach der Finanzkrise wieder recht schnell erholt. Bereits seit Mitte des vergangenen Jahres sinken laut der Bundesagentur für Arbeit (BfA) die Arbeitslosenzahlen bei sozialversicherungspflichtig beschäftigten Maschinen- und Fahrzeugbau-Ingenieuren und erreichten im ersten Quartal 2011 wieder den geringen Stand des Jahres 2008. Insbesondere im Süden Deutschlands sowie in Hamburg und Niedersachsen, so die BfA in einem im vergangenen Mai veröffentlichten Bericht, traten bereits Engpässe bei Fachkräften auf. Laut dem vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) gemeinsam mit dem IW Köln monatlich erhobenen Ingenieurmonitor ist hierzulande die Zahl der offenen Stellen für Maschinen- und Fahrzeugbau-Ingenieure inzwischen auf 34.700 gestiegen. Auch wenn mancher diese Berechnungen für etwas zu hoch gegriffen hält, belegen sie zumindest zwei Dinge: Maschinen- und Fahrzeugbau-Ingenieure sind die am häufigsten gesuchte Berufsgruppe unter allen Ingenieuren, und der Bedarf steigt weiter. "Maschinen- und Anlagenbau, Fahrzeugbau und Ingenieurdienstleister waren die drei Gruppen, die in diesem Jahr bislang am häufigsten nach Maschinenbau-Ingenieuren gesucht haben", sagt Susanne Krebs, Referentin in der Abteilung Volkswirtschaft und Statistik beim VDMA.

Berufseinsteiger und erfahrene Ingenieure gleichermaßen begehrt

Im Maschinen- und Anlagenbau, traditionell eines der großen Arbeitsfelder für Maschinenbau-Ingenieure, sucht die Mehrzahl der Unternehmen bis einschließlich 2012 in gleichem Maße Berufsanfänger und erfahrene Ingenieure. Ein gutes Drittel der befragten Firmen will zur Deckung des Bedarfs sogar mehr Ingenieure mit Berufserfahrung einstellen. Dies geht aus einer Erhebung des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) hervor, die dieser alle drei Jahre durchführt, zuletzt im Herbst 2010. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen will bis 2012 neue Stellen für Ingenieure schaffen, bei gut 40 Prozent geht es primär um Nachfolgebesetzungen. Kein Wunder, denn laut der BfA ist bereits jeder siebte sozialversicherungspflichtig beschäftigte Maschinen- und Fahrzeugbauingenieur inzwischen 55 Jahre oder älter.

Viele Bereiche suchen

Derzeit werden Maschinenbau-Ingenieure vor allem für drei Bereiche gesucht: Entwicklung und Konstruktion, Qualitätsmanagement sowie Vertrieb. "Der verstärkte Personalbedarf in den ersten beiden Bereichen lässt sich durch den in absoluten Zahlen hohen Bedarf erklären", sagt Richard Sepp, "In diesen Feldern liegen einfach die Kernkompetenzen von Maschinenbau-Ingenieuren." Im Vertrieb dagegen entsteht der Bedarf vor allem durch die relativ geringe Zahl der interessierten und gleichzeitig geeigneten Bewerber. Susanne Krebs kann diese Einschätzung für den Maschinen- und Anlagenbau bestätigen und ergänzt: "Bei der Besetzung von Ingenieurpositionen, die mit häufigen Auslandstätigkeiten verbunden sind, rechnen unsere Unternehmen in der kommenden Zeit mit den größten Problemen." Denn die Bereitschaft von Ingenieuren zu häufigen und langen Dienstreisen ins Ausland sei nicht so ausgeprägt wie sich die Unternehmen das erhofften.

Arbeitsmarkt bietet auch älteren Bewerbern gute Chancen

Umgekehrt haben die Arbeitgeber dazugelernt und sind flexibler bei der Besetzung von Stellen geworden. "Bis zum Jahr 2007", so Susanne Krebs, "waren ältere Bewerber ein Problem, inzwischen wird diese Beschäftigtengruppe von den Unternehmen wahrgenommen." Auch Richard Sepp bestätigt, dass bei einer Stellenbesetzung "ein Alter bis 55 für einen Maschinenbau-Ingenieur heute kein Problem mehr darstellt" – fachliche und persönliche Eignung vorausgesetzt. "Ab 60 wird’s dann aber mit einer Festanstellung zäh."

Vom Facharbeiter zum Geschäftsführer

Die Erhebung des VDMA vom vergangenen Herbst zeigt auch, dass Berufstätige mit technischem Hintergrund im Maschinen- und Anlagenbau durchaus Karriere machen können. So liegt der Anteil der Ingenieure an den Geschäftsführungs- und Vorstandsmitgliedern bei mehr als 60 Prozent, bei den Bereichs- und Hauptabteilungsleitern noch immer über 55 Prozent. Sowohl der Fahrzeugbau als auch der Maschinen- und Anlagenbau gehören zu den Branchen, die Ingenieure mit am besten bezahlen.

Gute Gehaltsaussichten

Die Gehaltsaussichten für Ingenieure sind gut. Laut Ingenieurkarriere.de, dem Karriereportal der "VDI Nachrichten", steigen Ingenieur-Sachbearbeiter durchschnittlich mit 47.000 bis 49.000 Euro Jahresbruttogesamtentgelt ein. Projektingenieure liegen zwischen 48.000 und 50.000 Euro, Projektmanager zwischen 61.000 und 66.000 Euro. Teamleiter gehen mit 68.000 bis 74.000 Euro nach Hause. Bereits ab der Position eines Projektmanagers steigen die Bezüge also spürbar.

(Michael Vogel, Juli 2011 / Bild: Ingo Bartussek)